Es muss sich heute noch viel mehr ändern!
Wie begegnen wir dem demografischen Wandel, wodurch können wir unsere Fachkräfte in der Region sichern und warum werden die Langzeitarbeitslosen immer mehr aus dem Blick verloren? Beim 16. Forum zum Tag der Arbeit wurden unter dem Motto der Caritas-Jahreskampagne "Stadt - Land - Zukunft" all jene Themen beleuchtet.
Am Podium in diesem Jahr (v. links): Andrea Steyven (Aktion Arbeit), Bernd Wagener (Vorsitzender Caritasrat), Rudolf Düber (Caritasdirektor), Uwe Wallbrecher (IG Metall) und Berno Neuhoff (Kreis Altenkirchen).
In gewohnter Weise bot sich hier auch Raum für unbequeme Fragen. "Damit Land und Stadt Zukunft haben, gilt es jetzt, den Wandel zu gestalten", rief Caritasdirektor Rudolf Düber auf.
Für gute Arbeits- und Einkommensbedingungen in der Region machte sich der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Betzdorf, Uwe Wallbrecher, in seinem Statement stark: "Es braucht gute Bildung und Qualifizierung, gute Arbeitsbedingungen und eine bessere Verzahnung von Arbeits- und Lebensbedingungen!"
Uwe Wallbrecher, IG Metall: "Die Leistung der Menschen muss angemessen entlohnt werden!"
Um der Abwanderung von Fachkräften entgegen zu treten gelte es, Menschen zu binden und die Region mit ihren Betrieben attraktiver zu machen. Eine wichtige Grundlage für die Wirtschaft sei dabei das Bekenntnis zum Flächentarifvertrag. Es gelte der Leitsatz: "Wir sind besser, nicht billiger!".
Keinen Grund, den "Kopf in den Sand zu stecken", sieht Berno Neuhoff, Referatsleiter für Demografie, Regional- und Kreisentwicklung, denn: "Wir haben eine sehr lebenswerte, schöne Region - uns fehlt es nur an Selbstbewusstsein". Günstiges Bauland und Immobilienflächen, kostenfreie Kitas, kurze Wege seien Argumente, die für unseren Kreis sprechen und die Bildungsabwanderung stoppen könnten. Zudem müsste das Potenzial der größten Wachstumsgruppe, der Menschen über 60 Jahren, noch mehr entdeckt werden. "Wir müssen den Sprung schaffen, dass das soziale Potenzial genutzt wird. Wir können nicht für jedes Problem Hauptamtliche einsetzen. Wir brauchen ehrenamtliche Kümmerer!"
Berno Neuhoff, Kreis Altenkirchen (rechts): "Erzählen Sie, dass unsere Region lebenswert ist!"
Das "Menschenrecht auf Arbeit" forderte Andrea Steyven, Geschäftsführerin der Aktion Arbeit im Bistum Trier, in ihrem Statement ein. Der Mensch müsse als Mensch und nicht als Wirtschaftsfaktor in den Mittelpunkt der Bemühungen gestellt werden. So müsse jedem Menschen ein geeigneter Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden - auch durch flächendeckende öffentlich geförderte Beschäftigung. Viele Betriebe seien partout nicht bereit, überhaupt Langzeitarbeitslose aufzunehmen, die Politik setze sich nicht ausreichend für die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen ein: "Hat die Politik die Menschen vergessen oder einfach in Kauf genommen, dass Menschen ausgeschlossen werden?!" An anderer Stelle werde sich um Inklusion bemüht, hier geschehe jedoch bewusste Exklusion von Menschen.
Andrea Steyven, Aktion Arbeit: "3,8 Millionen Arbeitslose wird uns als 'nahezu Vollbeschäftigung' verkauft!"
Es war ein breiter Bogen, der auf dem diesjährigen Forum zum Tag der Arbeit rund um den demografischen Wandel thematisch gespannt wurde. "Wir alle wissen nicht genau, welche Antworten wir geben sollen", war sich der Caritasdirektor abschließend bewusst. Aber: "Die Zukunft zu gestalten bedeutet, im Hier und Heute das Richtige zu tun." Und so sei klar, dass die Kommunen wieder finanziell gestärkt werden und sich die Menschen in viel höherem Maße für gute Arbeit und Perspektiven solidarisieren müssten. Und, so Düber: "Es muss Schluss sein mit der Verklappung von Menschen in die bleibende Arbeitslosigkeit und dem Fehlen von Strategien, wirklich allen Menschen zu helfen!"
Zeitungsartikel zum Forum finden Sie in unserem Pressespiegel.
Der Tafelchor "InTakt" umrahmte unter Leitung von Luzia Vatran das Programm des Forums.