30 Jahre Ökoprojekt - (K)ein Grund zu feiern
Vielmehr wurde der Anlass genutzt, um im engen Kreis der Caritas eine Klausurtagung zum Thema "Arbeit ist ein Menschenrecht - 30 Jahre Ökoprojekt" im Dermbacher Haus Concordia abzuhalten. Eine "reflektierte Würdigung" sollte es werden. Zugleich wurde all jenen gedankt, die in den 30 Jahren engagiert dazu beigetragen haben, dass Menschen ihr Menschenrecht zukommt, nämlich eine Arbeitsstelle. Dazu war neben den Caritasmitarbeitern und den Mitgliedern des Caritasrates auch Andrea Steyven, Vorsitzende der Aktion Arbeit im Bistum Trier gekommen, die die Arbeit der Aktion Arbeit beleuchtete und die Ergebnisse der "Zukunftswerkstatt SGB II" präsentierte.
Caritasdirektor Rudolf Düber (rechts) erläuterte die turbulente Geschichte des Ökoprojekts im ständigen Wandel der Gesetze.
"30 Jahre Ökoprojekt bedeuten, dass in diesen 30 Jahren das Selbstverständliche noch lange nicht selbstverständlich war und ist", betonte Bernd Wagener, Vorsitzender des Caritasrates, mit Blick darauf, dass in Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte das "Recht auf Arbeit" festgeschrieben ist.
Zahl der Langzeitarbeitslosen konstant
"Seit Jahren verharrt die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei etwa einer Million. 4,4 Millionen erwerbsfähige Personen bezogen im Jahr 2014 Arbeitslosengeld II. An der günstigen Arbeitsmarktentwicklung profitieren Arbeitslose nur in geringem Umfang.", so Düber. Die staatlichen Maßnahmen seien mit Blick auf die Arbeitslosen mehr als verwirrend: "Gekennzeichnet sind sie durch schroffe Wechsel der Gesetze mit sehr geringer Halbwertszeit - Und wem dient das alles? Den Langzeitarbeitslosen jedenfalls nicht!"
Finanzielle Mittel drastisch gekürzt
Den Trägern von Maßnahmen - auch der Caritas - seien die finanziellen Mittel im Laufe von nur drei Jahren um 50 Prozent gekürzt worden. Echte Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose seien nur noch in kleinen Teilbereichen vorhanden.
30 Jahre Ökoprojekt - die Caritas nutzte den Anlass nicht zum Feiern sondern für eine "reflektierte Würdigung".
"Dass es besser ist, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren, ist leider der Praxis der Gesetzgebung vielfach nicht mehr zu entnehmen." Ein Teil der Träger und Beschäftigungsbetriebe habe die gesetzlichen Spar-Einschnitte nicht überlebt.
Ökoprojekt überdauert Regulierung der Regularien
"Unglaublich" sei es daher, dass das Ökoprojekt 30 Jahre und die permanente Regulierung der Regularien überdauern konnte. Pro Jahr haben ca. 80 Menschen am Ökoprojekt (richtiger: an den Ökoprojekten - insgesamt 31 verschiedene Ökoprojekte wurden mit unterschiedlichen Projektlaufzeiten in 30 Jahren durchgeführt) teilgenommen: Mindestens 2400 Menschen sind mit den Ökoprojekten im Landkreis Altenkirchen in Kontakt getreten. Langjährig konnten dabei bis zu einem Drittel der Teilnehmer unmittelbar in den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt werden.
"Ökonomie für die Armen"
"Dass gerade ein solches Projekt - auch im Hinblick auf die Pflege der Natur und Umwelt - auch in Zukunft benötigt wird, ist unsere feste Überzeugung", zeigte sich Düber gewohnt deutlich, denn: "Es ist uns doch niemals gestattet, Menschen einfach fallen zu lassen. Wir wollen die "Ökonomie für die Armen" weiterführen und werden das niemals kampflos aufgeben!"
Hintergrund:
"Arbeiten mit, an und für die Natur"
Das Ökoprojekt bietet eine Beschäftigungsmöglichkeit für langzeitarbeitslose Menschen. Die fachlichen Aufgaben des Projektes sind Arbeiten auf dem Gebiet des Natur-, Arten- und Umweltschutzes. Es handelt sich um notwendige und sinnvolle Tätigkeiten, für die die öffentliche Hand keine Mittel bereitstellt und die die Arbeitskapazitäten der traditionellen Umweltschutzverbände mit ihren zumeist ehrenamtlichen Helfern und deren gelegentlichem Einsatz an Wochenenden übersteigt. Hierzu gehören insbesondere Pflegearbeiten in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten des Kreises Altenkirchen, auf anderen ökologisch wertvollen Flächen (Streuobstwiesen, Mager-, Trocken- und Feuchtwiesen, Moore), sowie Biotopgestaltung und -optimierung für gefährdete Pflanzen- und Tierarten.
Das Ökoprojekt wurde zunächst vom Arbeitsamt Neuwied (heute Agentur für Arbeit) initiiert und gefördert. Nach dem Systemwechsel SGB II übernahm die Arge (heute Jobcenter) die Förderung. Außerdem wird das Ökoprojekt durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) sowie durch einige Kommunen im Oberkreis Altenkirchen gefördert. Zusätzlich Unterstützung gab es über einige Jahre durch die Ökoprogramme des Landes Rheinland-Pfalz, durch weitere rheinland-pfälzische Förderprogramme, durch den Europäischen Sozialfonds, die Aktion Arbeit im Bistum Trier sowie durch den Landkreis Altenkirchen. Für die fachliche Arbeit war die Zusammenarbeit mit den Forstämtern und Forstrevieren des Projektgebietes sowie mit den Naturschutzverbänden BUND, NABU und GNOR stets sehr wichtig.