Caritas macht Arbeitslosigkeit zum Thema
Um an der Entwicklung eines sozialen Europa mitzuwirken, will sich die Caritas in der Großregion Lorraine, Wallonie, Luxemburg und Rheinland-Pfalz/Saarland stärker als politischer Akteur einmischen. Dies ist Fazit eines Seminars am 18. und 19. Oktober in Luxemburg, an dem Caritasvertreter aus dem Bistum Trier sowie aus Frankreich, Belgien und Luxemburg teilnahmen. Auf Einladung der Interregionalen Caritasgesellschaft EWIV diskutierten die Teilnehmer mit den Vertretern des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Großregion, Karin Meyer (Luxemburg), Wolfgang Lerch (Rheinland-Pfalz) und Francis Carpenter (Europäische In-vestitionsbank). Die Teilnehmer berieten, welchen Beitrag die Caritas zur Unterstützung von Langzeitarbeitslosen und Jugendlichen ohne Ausbildung oder Arbeit leisten kann. Die Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit ist eines der Hauptziele der von der EU entwickelten "Strategie 2020", die seit 2010 beraten und mit der neuen Förderperiode ab 2014 umgesetzt wird. Die Strategie formuliert als ein Ziel, dass 75 Prozent der 20- bis 64-Jährigen bis zum Jahr 2020 eine Beschäftigung haben sollen.
Die Seminarteilnehmer arbeiteten heraus, dass es in der Großregion Potenzial zur Erreichung des Zieles gibt. Es bestehen jedoch kulturelle oder politische Hürden, die es abzubauen gilt. Dies wurde am Beispiel der Jugendarbeitslosigkeit verdeutlicht, die in Frankreich bei 26 Prozent liegt: In Lothringen sind viele Jugendliche ohne Arbeit, während im grenznahen Saarland und in Rheinland-Pfalz Fachbetriebe noch Auszubildende suchen. Vor allem benachteiligte Jugendliche sind aber meist nicht mobil und verfügen aufgrund des Schulsystems nicht über ausreichende Fremdsprachenkenntnisse. So wird die Möglichkeit einer Ausbildung in Deutschland, oft nicht wahrgenommen. Hier sieht die Caritas eine Aufgabe, grenzüberschreitende Projekte zu entwickeln. Das Projekt "Klick-Clic", in dem benachteiligte Jugendliche aus Lothringen und dem Saarland bei einer grenzübergreifenden Berufsorientierung sozial-pädagogisch begleitet wurden, ist ein Beispiel für ein erfolgreiches Vorgehen. Ebenso wichtig ist es, Anforderungen an die Sozialpolitik zu formulieren und mit den Politikern Strategien zu entwickeln.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Situation der Langzeitarbeitslosen. Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Prälat Franz Josef Gebert, sagte dazu, dass in Deutschland dank der guten Konjunktur und der positiven statistischen Zahlen auf dem Arbeitsmarkt die Menschen leicht vergessen werden, die "schwer vermittelbar" sind: "An den Langzeitarbeitslosen hat die Politik das Interesse verloren. Umso stärker müssen wir ihnen deshalb signalisieren, dass sie gebraucht werden, und das gilt auch, wenn sie nur einen Teil davon leisten können, was ein Betrieb von einem Arbeitnehmer erwartet." Dazu fordern die Aktion Arbeit im Bistum Trier und die Caritas einen öffentlichen geförderten Arbeitsmarkt, in dem Menschen Arbeit und soziale Anerkennung finden.
Good practices- Beispiele zeigten, wie durch den Einsatz haupt- und ehrenamtlicher Kräfte Jugendliche und Langzeitarbeitslose unterstützt werden. Aus dem Bistum Trier stellte sich das Projekt "Schrittmacher/AK-Werk" der Caritas Betzdorf vor.